Strategische Forschungsplanung: „Kommerzialisierung mitdenken“

Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) hat EAS-Geschäftsführer Michael Deutmeyer im Juni 2025 in den Beirat „Batterieforschung Deutschland“ berufen. Das Bundesministerium zu beraten, bedeutet die batterietechnologische Zukunft Deutschlands mitzugestalten. Michael Deutmeyer hat vier Fragen zu seinem neuen Ehrenamt beantwortet:

Was ist die Aufgabe des BMFTR-Beirats „Batterieforschung Deutschland“?
„Der Beirat versteht sich als Beratungsgremium des Bundesforschungsministeriums. Erörtert werden alle Fragen der strategischen Forschungsplanung für elektrochemische Energiespeicher. Dazu zählen neben Innovationen der Lithiumionentechnologie auch neue zukunftsträchtige Batterietechnologien, zum Beispiel auf der Basis von Natriumionen. Der Beratungsschwerpunkt liegt auf der Projektförderung. Um hier eine Rundum-Perspektive zu bekommen, setzt sich der Beirat aus Akteuren der gesamten batterietechnologischen Wertschöpfungskette Deutschlands zusammen. Vertreter aus Universitäten, privaten sowie staatlichen Forschungsinstituten und industriellen Unternehmen tauschen sich gemeinsam mit Beamten des staatlichen Projektträgers Jülich aus, die dann wiederum innerhalb des Ministeriums weiterberaten. Entschieden wird dann auf einer höheren Ebene des BMFTR. Der Beirat kann jedoch Wünsche und Empfehlungen aussprechen, oder er bildet zu speziellen Themen Arbeitsgruppen, die gesondert und gezielt unterstützen. Organisiert wird die Beiratstätigkeit vom Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien e. V. (KLiB).“

Wie stellen Sie sich die ideale Beratung des Bundesministeriums vor?
„Im Grunde erwarte ich, dass wir eine klare Information darüber bekommen, was zu entscheiden ist, und dass sich jeder Einzelne im Beirat dazu äußern kann. Die Fragen werden sich auf Forschungsinhalte, auf die darauffolgende Umsetzbarkeit der Ergebnisse sowie auf den Vergleich zum Technologiestand anderer Nationen beziehen. Konkret würde ich eine geheime Online-Abstimmungen vorschlagen, so dass sich jeder bei aller Vorsicht im Umgang mit sensiblen Daten und Informationen ehrlich äußern kann. Nur auf diese Weise können wir ein umfassendes Meinungsbild generieren und das vorhandene Know-how zu einhundert Prozent abgreifen. Dabei ist es wichtig, Diskussionen zuzulassen. Nur so wird dem Entscheidungsträger klar, welche Erwartungen, welche Stimmung und welcher Bedarf auf diesem Gebiet vorherrschen.

Nicht immer sind die Interessen der Industrie und der Wissenschaft identisch. Doch wer die Hintergründe kennt, kann seine Schwerpunkte sinnvoll setzen.“ 

 Was sind Ihre persönlichen Ziele bzw. welchen Themen haben Sie sich verschrieben?
„Die zentrale Frage für mich ist, wie man die Forschungsmittel so effizient und zielgerichtet einsetzt, dass ihre Ergebnisse mit hoher Wahrscheinlichkeit kommerzialisiert werden. Wir wollen aufholen und schneller werden. Daher müssen wir genau hinschauen – wo ist Förderung sinnvoll und wie können wir die Umsetzung innovativer Technologien beschleunigen? Hier wäre eine bessere Verzahnung zwischen dem BMFTR und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) sinnvoll. Auf diese Weise könnten wir die Kommerzialisierung einer neuen Technologie direkt im ersten Entwicklungsschritt mitdenken und unterstützen. Dafür braucht es allerdings den übergreifenden Austausch. Im Moment beraten wir ausschließlich das Forschungsministerium, nicht das Wirtschaftsministerium.“

Was bedeutet Ihre Beiratstätigkeit für EAS sowie für die gesamte europäische Batterietechnologie?
„Es ist eine tolle Chance, als EAS-Geschäftsführer Einfluss auf Entscheidungsprozesse innerhalb der Forschungsförderung nehmen zu können. Darüber hinaus erhalten wir Informationen aus Forschungsbereichen, zu denen wir bislang weniger Kontakt hatten, die jedoch für die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens an Bedeutung gewinnen könnten. Die ehrenamtliche Tätigkeit stärkt sicherlich auch unser Netzwerk und intensiviert den Austausch mit bereits etablierten Interessenvertretern. Das wird unseren Blick für das Ganze schärfen.
Für EAS wird es, genauso wie auf europäischer Ebene, entscheidend sein, wie die vielen Forschungsergebnisse wirtschaftlich genutzt werden können. Hier sind Vernetzung und die gemeinsame Nutzung bestehender Ressourcen gefragt. Doch dies liegt in der Verantwortung des Wirtschaftsministeriums. Es wäre wunderbar, die Strategien der beiden Ministerien zu harmonisieren. Bisher habe ich jedoch erst an einer Beiratssitzung des BMFTR teilgenommen. Wenn ich im Laufe der Zeit feststellen kann, dass sich die vorgeschlagenen Maßnahmen des Beirats und die Entscheidungen des Forschungsministeriums einander annähern oder gar zunehmend übereinstimmen, dann bin ich für Europas batterietechnologische Zukunft sehr optimistisch.“