Dr. Klaus Brandt ist batterietechnologischer Berater. Innerhalb der vergangenen vier Jahrzehnte hat er wesentlich zur Entwicklung der Lithium-Ionen-Batterie und ihrer Vorläufer- Technologie beigetragen. Im September 2018 ist sein Sachbuch „Li-Battery Safety“ erschienen.
CP-Redakteurin Sonja Jüde hat Dr. Klaus Brandt anlässlich der Zertifizierung von EASy Marine® zu den aktuellen Herausforderungen maritimer Batterietechnologie befragt.
Dr. Brandt, was bedeutet maritime Batterietechnologie für die neue Realität?
„Ob aus ökologischer Sicht oder wirtschaftlichen Gründen: Es bleibt dringlichst, dass wir Emissionen reduzieren. Auch wenn wir unsere Aufmerksamkeit kurzfristig einer neuen Herausforderung widmen, wird unsere CO2-Bilanz schnell wieder ein vorrangiges Thema sein. Daher müssen wir die Technologien für Elektromobilität weiterentwickeln – und nutzen. Die Elektrifizierung der Schifffahrt ist ein langfristiges Projekt. Da in naher Zukunft voraussichtlich weniger Schiffe neu gebaut werden als ursprünglich geplant, erhöht sich zunächst der Bedarf an Umrüstungen auf Hybridantrieb.“
Worauf kommt es bei der Umrüstung auf hybriden Schiffsantrieb an?
„Auf Flexibilität. Jedes Schiff ist anders, doch eines eint sie: Raum an Bord ist kostbar. Schiffe haben daher eine hohe Raumauslastung. Da ist meist kein zwei Meter hoher Raum für eine Batterie frei. Daher kommt es hier auf eine besonders clevere Lösung an. Ein flexibles Batteriesystem, das sich an vorhandenen und nicht unbedingt quaderförmigen Raum anpasst, genauso wie an die Schiffselektrik. Der hybride Schiffsantrieb erfordert – anders als der vollelektrische – eine extrem leistungsstarke Batterie, die zusätzlich eine hohe Zyklenfestigkeit für Auf- und Entladungen aufweist.“
Und EASy Marine® ist so eine „clevere Lösung“ für den hybriden Schiffsantrieb?
„Ja. Sogar mehr als das. Das Batterie-Konzept EASy Marine zeichnet sich durch zwei hervorstechende Eigenschaften aus: Es ist im Aufbau flexibel und es basiert auf Lithiumeisenphosphat, sprich LFP.“
Welche Vorteile bringt EASy Marine® durch diese Eigenschaften mit sich?
„Die Maße des Batteriesystems sind individuell variabel, genauso wie seine Anordnung. Der modulare Aufbau fügt sich in räumliche Gegebenheiten ein. Diese Idee der Modulform ist ganz neu. Eine vergleichbare Batterie-Topologie gibt es in diesem Anwendungsbereich nicht. Der zweite große Vorteil von EASy Marine ist seine Zellchemie, das LFP. Es erbringt die extreme Leistung, die ein hybridbetriebenes Schiff braucht und gleicht Lastschwankungen aus. LFP weist zudem eine äußerst lange Lebensdauer auf, völlig unabhängig davon, ob in Kombination mit Diesel, LNG oder Brennstoffzellen. Doch nicht nur das – auch für die maritime Sicherheit ist LFP unabdingbar.“
Wie schätzen Sie als LI-Sicherheitsexperte den Wert von LFP ein?
„Ein Brand auf hoher See bedeutet in jeder Hinsicht einen extremen Schaden. Jede neue Batterietechnologie muss sich den wachsenden Sicherheitsanforderungen stellen. EASy Marine® wird ihnen gerecht. Lithiumeisenphosphat ist die sicherste Zellchemie, die eine Li-Ionen-Batterie haben kann – wesentlich sicherer als die anderen Kathodenmaterialien. Abgesehen davon gibt es noch ein weiteres Argument für LFP. Die Bestandteile dieser Verbindung sind nachhaltig. Eisen und Phosphat werden – im Gegensatz zu Kobalt oder später auch Nickel – nicht knapp. Damit ist LFP in weiterer Hinsicht zukunftsfähig.“
Was macht EAS Batteries zu einem starken Partner für maritime Hybrid-Lösungen?
„LFP ist erst vor etwas mehr als zehn Jahren als Batteriematerial eingeführt worden. EAS, vormals GAIA, hat seit Anbeginn mit diesem Material gearbeitet. Das ist die maximale Erfahrung. Als hochinnovativer Nischenanbieter ist das Unternehmen agil genug, um schnell auf veränderte Marktanforderungen zu reagieren. Mit EASy Marine hat EAS eine eigenständige Lösung für verschiedene Anwendungen in der maritimen Industrie verfolgt. Dabei auf LFP zu setzen, war eine bewusste und weise Entscheidung.“
In welcher Funktion waren Sie an der Entwicklung von EASy Marine® beteiligt?
„Als Berater fungiere ich in Unternehmen häufig als Realitätscheck, wenn nicht sogar als Bremser. Ich habe immer die neuesten Technologien im Blick und schaue, ob eine Idee wirklich innovativ ist und ob man sie sinnvoll umsetzen kann. Die Entwicklung von EASy Marine habe ich von Anfang an begleitet und kenne sie daher gut. Ich bin absolut überzeugt davon, dass EAS Batteries mit EASy Marine einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit und einer verbesserten Umweltbilanz innerhalb der maritimen Industrie leistet.“
Warum ist es für Schiffseigner so wichtig, jetzt auf hybriden Antrieb umzurüsten?
„Die Maritime Wirtschaft befindet sich in einem regulatorischen Wandel. Der Ausstoß von Verbrennungsgasen wird in gewissen Gegenden einfach nicht mehr akzeptiert. Diese neue gesellschaftliche Haltung schlägt sich zunehmend in der relevanten Gesetzgebung nieder. Der Großteil heute betriebener Schiffe wird diesen Wandel überdauern. Schiffe halten ewig – bei guter Wartung etwa 50 Jahre. Darum ist die Umrüstung auf Hybridsysteme ein gewaltiges Thema in der maritimen Wirtschaft, jetzt noch mehr denn je. Besonders in der Langstreckenschifffahrt ist der Hybridantrieb unausweichlich, denn batteriebetrieben kommen wir – auch auf lange Sicht – einfach nicht über den Ozean. Eine vollelektrische Lösung kann langfristig ein Hybridantrieb mit Brennstoffzellen und Batterien darstellen.“