Selbstentladung messbar gemacht – Präzision trifft Zellkompetenz: Michael Deutmeyer (Geschäftsführer der EAS Batteries GmbH) sprach mit Limatica GmbH, einem Start-up aus Chemnitz (Sachsen) über die Zukunft der Messetechnik von Lithiumionenzellen und wie in enger Zusammenarbeit wahre Fortschritte für die Zukunft der Zellqualität geschaffen werden können.
EAS Batteries und Limatica bündeln ihre Stärken: Zellproduktion trifft auf innovative Messtechnik. Gemeinsam ermöglichen sie die präzise Bestimmung der Selbstentladung großformatiger LFP-Zellen – nicht in Tagen, sondern innerhalb einer Stunde. Im Interview sprechen Michael Deutmeyer (CEO EAS) und Bastian Ruther (CEO Limatica) über die ersten erfolgreichen Testphasen, die produktionsbegleitende Integration der Messtechnik und die strategische Bedeutung dieser Partnerschaft für den Innovationsstandort Mitteldeutschland.
Herr Deutmeyer, Herr Ruther – was hat Ihre beiden Unternehmen zur Kooperation bewegt und welchen Mehrwert bringt die Verbindung von Zellfertigung und Messtechnik?
Michael Deutmeyer (EAS Batteries):
Unser Ziel bei EAS ist es, die Qualität unserer Lithium-Ionen-Zellen stetig zu verbessern. Die Selbstentladung ist dabei ein zentraler Indikator – sie beeinflusst direkt die Effizienz und Zuverlässigkeit der Zelle. Limatica arbeitet an einem neuartigen Messsystem, das die Selbstentladerate nicht erst nach Tagen, sondern innerhalb einer Stunde durch die Messung des Spannungsrauschens erfassen kann. Das erlaubt es uns künftig schneller die Zellqualität anhand der Selbstentladung zu bewerten und in der Produktion bei Bedarf frühzeitig zu reagieren.
Bastian Ruther (Limatica):
Die Partnerschaft ist eine Win-Win Situation. Wir können ein lokales Unternehmen mit starker Zell- und Batterie-Kompetenz unterstützen, Qualität und Effizienz zu erhöhen. Gleichzeitig bekommen wir die Chance, unsere Technologie auch an LFP-Zellen weiterzuentwickeln. Dies ermöglicht eine schnelle Aussage zur Selbstentladung von Zellen, die direkt als Feedback in den Produktionsprozess integriert werden kann. Die Bestimmung der Selbstentladung kann in weniger als einer Stunde, und nicht, wie aktuell, innerhalb mehrerer Tage, erfolgen. EAS erhält dadurch eine schnelle Qualitätsbewertung des produzierten Loses, was schnelle Feedback-Loops zurück in die Produktion ermöglicht und somit Ausschuss reduziert. Für die Messung des Spannungsrauschens kommt speziell entwickelte, hochauflösende Limatica-Hardware zum Einsatz. Die anschließende Auswertung der Messdaten extrahiert zahlreiche Features für weitere Datenanalysen.
Wo stehen Sie mit dem Projekt gerade?
Bastian Ruther (Limatica):
Erste Messungen an großformatigen LFP-Rundzellen zeigen eine gute Übereinstimmung zwischen Spannungsrauschen und klassisch bestimmter Selbstentladung. Das Spannungsrauschen wurde 30 Minuten lang an Zellen unterschiedlichen Alters im flachen Teil der Ruhespannungskennlinie gemessen – einem Bereich, der sich schlecht für konventionelle Methoden eignet. Daraufhin wurde das Zellkontaktierungssystem optimiert, um externe Störungen zu minimieren. Aktuell läuft Phase zwei: Das Messsystem wird mit Daten von über 1.000 Zellen versorgt, um das Modell zu trainieren und künftig verlässliche Aussagen zur Selbstentladung treffen zu können und die reale Selbstentladung der Zellen abzubilden.
Michael Deutmeyer (EAS Batteries):
Der große Vorteil ist, dass die Messungen dieser Phase in den nächsten Monaten produktionsbegleitend stattfinden können. Das zusammen mit den Ergebnissen aus den Vorversuchen hat uns die Entscheidung zum Start der zweiten Projektphase leicht gemacht. Nach dieser Anlernphase sind weitere produktionsbegleitende Messungen vorgesehen, bei denen die Bestimmung der Selbstentladung innerhalb einer Stunde validiert werden soll. Die Aussicht zukünftig in unter einer Stunde erste Informationen zur laufenden Produktion zur Verfügung zu haben, bringt eine deutlich-verbesserte Überwachung des Fertigungsprozesses mit sich. Anstatt eines einzelnen Selbstentladewertes stehen perspektivische mehr Daten zur Auswertung und anschließenden Prozessverbesserung bereit. Für High-Performance-Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt sowie im Rüstungssektor, in denen engste Toleranzen bei den Zellparametern notwendig sind, ist das von großer Bedeutung.
Welche strategische Bedeutung hat diese Zusammenarbeit in Hinblick auf die Zukunftsausrichtung Ihres Unternehmens?
Michael Deutmeyer (EAS Batteries):
Wir sind neben unseren Aktivitäten in nationalen und internationalen Forschungsprojekten immer bestrebt, die Zellproduktion innovativ und mit starken Partnern und kreativen Köpfen voranzutreiben. Die Begleitung des Limatica-Messsystems mit unserem umfangreichen praktischen Know-How von über 25 Jahren im Zellsektor ist ein Paradebeispiel dafür. Um diese und ähnliche Formate voranzutreiben, sind wir momentan im Aufbau eines Innovationshubs in Nordhausen – eine Art Inkubator für alle Neuentwicklungen um das Thema Lithiumionenzelle und -batterie. Wir wollen mit unserem Know-How und unserer überkompletten Ausstattung an Test- und Produktionsmöglichkeiten als Sprungbrett für Start-ups dienen und einen Beitrag leisten die Entwicklungszeit signifikant zu verkürzen sowie den Weg in Richtung Kommerzialisierung ebnen.
Bastian Ruther (Limatica):
Für Limatica ist es eine großartige Gelegenheit, unsere Technologie in einem weiteren industriellen Produktionsumfeld zu erproben und weiterzuentwickeln. Die Zusammenarbeit mit EAS ist für uns ein echter Innovationsbeschleuniger und wir freuen uns damit die Stärkung der Batteriekompetenz in Deutschland / Europa gemeinsam aus Mitteldeutschland heraus voranzutreiben. Unser Ziel ist es, diese Erfahrungen mit anderen Gründern zu teilen und gemeinsam Synergien für die Zukunft der Lithium-Ionen-Zellen in die Tat umzusetzen.
Mit dieser Partnerschaft zeigt EAS in weiterer Art und Weise seinen Fokus auf innovative Produktverbesserung und seine Zukunftsausrichtung, um kontinuierlich die Qualität seiner Zellen zu steigern. Bei Interesse an der Partnerschaft oder der Technologie, können Sie sich gerne an sales@eas-batteries.com und paul.bueschel@limatica.com wenden.