Mitte April war ein Rundfunk-Team am EAS-Standort Nordhausen zu Gast, um mit den Führungskräften des deutschen Hubs internationaler Zell- und Batterieentwicklung über die Zukunft der europäischen Batterielandschaft zu sprechen. Anlass der öffentlich-rechtlichen Recherche für Radio und Fernsehen ist eine Studie, die sich um die Chancen und Risiken für deutsche Unternehmen rund um den Ausbau der E-Mobilität dreht. Das Interesse der Journalisten galt insbesondere der Abhängigkeit deutscher Unternehmen von asiatischen Zulieferern.
Theoretisch ist ein autarker europäischer Markt für Lithiumionenzellen und -batterien möglich. „Die Fertigungstiefe von EAS deckt die gesamte Kette vom Pulver des Aktivmaterials bis zum fertigen Batteriesystem ab“, sagt EAS Head of Sales Dr. Frank Diehl. „Dabei verwenden wir überwiegend deutsche oder europäische Produkte und Dienstleistungen.“ Die Kostenstruktur wird jedoch zur Herausforderung, sobald der Maßstab Entwicklungsprojekte, Prototypenproduktion und Kleinserien übersteigt. Daher wäre es nötig, eine zuverlässige Aktivmaterialwirtschaft in Deutschland und Europa zu installieren, die Rohmaterialien in ausreichender Menge importiert und aufbereitet: „Wir müssten die gesamte Wertschöpfungskette der Batterie- und Zellherstellung auf unserem Kontinent entwickeln, um die Kapazitäten für eine unabhängige Zellfertigung auf die Größe von Gigafactorys hochzufahren“, sagt EAS-Geschäftsführer Michael Deutmeyer. „Zu einer erfolgreichen Skalierung gehört die komplette Infrastruktur um die Zellherstellung herum, die die innereuropäische Zulieferung der Materialien in guter Qualität sicherstellt. Vergleichbare – oder zumindest umsetzbare – Preise könnten wir über die Menge erzielen. Der Bedarf gäbe das her.“
Zu einer vollständigen Battery Economy in Europa zählt auch die entsprechende Recyclingwirtschaft. „Wenn wir die Entflechtung von asiatischen Zulieferern vollziehen wollen, müssen wir die richtigen Konsequenzen ziehen“, sagt Dr. Frank Diehl. „Die europäischen Länder müssten nicht nur ihre Produktionskapazitäten ausbauen, sondern auch Rücknahmen in derselben Größenordnung organisieren sowie auf den effizienten Einsatz ihrer Rohstoffe achten. Um ihre Wiederverwertung sicherzustellen, muss die entsprechende Kreislaufwirtschaft ebenfalls etabliert werden. Auf Batterieebene kann das Konzept der drei R ‘reduce, reuse, recycle‘ dabei äußerst hilfreich sein – zusätzlich zum nachhaltigen Effekt der Energieeinsparung.“
Technologisch ist Europa gut aufgestellt. „Der Transfer unserer EAS-Technologien in Gigafactorys funktioniert bereits“, sagt Dr. Frank Diehl. „Auch sonst hält Europa im Moment in der Entwicklung neuer oder verbesserter Zell- und Produktionstechnologien mit.“ Doch neben der technologischen Möglichkeit einer unabhängigen Batteriewirtschaft in Europa, stellt sich die Frage nach der gemeinsamen Ausrichtung. „Letztlich ist es eine politische Entscheidung“, sagt Michael Deutmeyer. „So eine Strategie muss durch Regularien unterstützt und mit finanziellen Mitteln gefördert werden. Mit der Kürzung der Fördermittel für die batterietechnologische Forschung hat die Bundesregierung zuletzt nicht gerade zukunftsorientiert gehandelt. Wir brauchen den wissenschaftlichen Nachwuchs genauso wie die Recyclingquote – sowohl in der strategischen Ausrichtung auf ein unabhängiges elektro-mobiles Europa als auch in Absicherung entsprechender Investitionen.“
Inwieweit diese Einblicke und Einschätzungen tatsächlich in den Beitrag des MDR einfließen, bleibt abzuwarten. Die TV-Ausstrahlung ist für den 28. April im MDR Thüringen Journal geplant. „Eine Hörfunkversion soll es ebenfalls geben“, sagt Dr. Frank Diehl. „Wir sind schon sehr gespannt und freuen uns die journalistische Aufbereitung dieser wichtigen Themen.“